Medizin-Geschichten

Die Heilpflanze des Monats Februar 2015
Kurioses, Bizarres, Interessantes

Folge 34: Schlüsselblume (Primula veris)

Eine der ersten Blumen des Jahres ist die Schlüsselblume, die Primula veris (also die kleine Erste des Frühlings). Schlüsselblume heißt sie, weil die hängenden gelben Blüten an einen Schlüsselbund erinnern.

Die kleine Frühlingsblume hat auch noch einen anderen beliebten Namen: Himmelsschlüssel. Dazu gibt es eine nette Geschichte: Eines Tages gab der heilige Petrus im Himmel nicht Acht und ließ seinen Schlüsselbund fallen. Er fiel auf die Erde. Petrus sandte seine Engel aus, sie sollten seine wichtigen Schlüssel zurückbringen. Sie fanden den Schlüsselbund schließlich auf einer Wiese, die übersät war mit leuchtend goldenen Blumen, die aussahen wie Petrus‘ Schlüssel (ein weitere volkstümlicher Name). Die Engel brachten Petrus seine Schlüssel, den Menschen aber ließen sie die Schlüsselblumen als Zeichen der Hoffnung, als Boten des Frühlings.

Doch schon bei den Germanen galt die Primula als der Schlüssel, mit dem man die Pforten des Himmels öffnen kann. Die Schlüsselblume spielt überhaupt in der nordischen Mythologie eine bedeutende Rolle. Ihr, der Frühblühenden, wurde die Macht zugesprochen, die dunkle Jahreszeit mit ihren Dämonen vertreiben zu können. Die Schlüsselblume war der germanischen Erdgöttin geweiht. Und auch Nixen und Elfen liebten die kleine Blume. Im Christentum wurde das wie so häufig umgedeutet: Die Primula wurde zu einer Blume Marias.
Die Schlüsselblume, die die Menschen so früh mit ihren schönen Blüten erfreut, ist ein Symbol der Hoffnung und der im Frühling wieder aufsteigenden Kraft. Sie ist ein wichtiger Bestandteil des „Tranks der Begeisterung“, der auf die keltischen Druiden zurückgehen soll und heute noch angepriesen wird. Dieser Trank soll trübe Gedanken vertreiben und die Lebensgeister wecken können. Für alle, die das ausprobieren wollen, hier ist das Rezept (vom Freiburger Heilpflanzengarten): „Je eine Handvoll frisch gepflückte Blüten von Schlüsselblume, Gänseblümchen, Veilchen und eine halbe Handvoll Huflattich mit ¾ l gutem Bio-Weißwein übergießen, kurz zum Kochen bringen und zugedeckt ziehen und erkalten lassen. Durch ein Tuch in eine Glaskaraffe filtern und kühl stellen. Mittags und abends ein Likörgläschen trinken.“

Anhand der Schlüsselblume lässt sich die Signaturenlehre erklären. „Die Natur zeichnet ein jegliches Gewächs zu dem, dazu es gut ist.“ Das lehrte Paracelsus (1494 bis 1551). Aufgrund besonderer Pflanzenmerkmale sollte man also auf eine bestimmte Heilwirkung schließen können. Damit lag man manchmal sogar richtig, meistens jedoch nicht. Die Schlüsselblume hat gelbe Blüten. Daraus wurde in manchen Regionen geschlossen, dass sie gegen Gelbsucht helfen müsste. Tut sie aber nicht. Sie ist aber ein potentes Heilkraut gegen Atemwegserkrankungen und wird auch heute noch medizinisch so genutzt.

Quellen:
Gerhard Madaus: „Bioheilmittel“ und verschiedene Internetseiten, etwa www.heilpflanzengarten.net (Freiburger Heilpflanzengarten)

Ursula Armstrong | Redaktion | Sperberweg 2 | D-82152 Krailling | Telefon: +49 (0) 163 / 313 21 10 | e-mail: mail@uschi-armstrong.de | www.redaktion-armstrong.de

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Symbol der Hoffnung auf Frühling: Die gelben Blüten der Schlüsselblume leuchten im dunklen Grün. Wilde Schlüsselblumen dürfen nicht ausgegraben werden, denn die Wurzel der Primula steht unter Naturschutz. Nur die Blüten dürfen geerntet. Foto: Armstrong